Das Selbstwertgefühl eines Menschen bestimmt in hohem Maße die Art und Weise, wie er oder sie eine Beziehung führt. Oftmals geht ein geringes Selbstwertgefühl mit fehlender Selbstliebe im Gleichschritt. Worauf du gefasst sein solltest, wenn du dich in jemanden verliebt hast, dem es an Selbstliebe fehlt, und wie du so jemanden erkennst, erfährst du im Folgenden.

 

Anzeichen für fehlende Selbstliebe

Selbstliebe ist schwierig. Den meisten Menschen fällt es schwer, sich selbst ausreichend zu lieben und zu schätzen. Sie definieren sich über ihr Umfeld, ihre Freunde, ihren Job, vor allem aber über den Partner. Aus sich selbst heraus lieben sich nur die wenigsten. Symptomatisch sind Verhaltensweisen wie Kontrollsucht, starke Eifersucht, Drohungen, aber auch zwanghafte Schemata wie ein plötzlicher Ordnungsfimmel vor dem Besuch oder das unbedingte Aufhübschen vor dem Ausgehen.

 

Verlust- und Bindungsangst

Fehlende Selbstliebe kann sich in zweierlei Art äußern: entweder wird ein starker Partner gesucht, der einen schützen und an den man sich anlehnen kann, weil man sich selbst schwach und verletzlich fühlt. Oder man sucht sich andersherum einen schwächeren Partner, der sich sehr um einen bemüht und einem das Gefühl gibt, gebraucht zu werden. Wer sich selbst nicht ausreichend lieben kann, leidet also in der Regel unter Verlust- oder Bindungsangst.

Du hast nun also festgestellt, dass Dein Partner sich selbst nicht wirklich wertschätzt. Vielleicht tut er das ganz offen und bemitleidet sich selbst. Vielleicht steht er oder sie aber auch einfach stundenlang am Spiegel oder auf dem Laufband und wagt sich nicht eher unter die Leute, bis alles an ihm oder ihr perfekt sitzt.

 

Kann man so jemanden lieben?

Ja. Meist ist es nämlich so, dass sich Paare in diesem Punkt ergänzend zusammenfinden. Je nach Ausmaß dieser Selbstzweifel kann das gut funktionieren, eben weil man die Bedürfnisse des jeweils anderen bedient. Oftmals steigern sich jedoch die Ängste mit der Zeit und führen auch in den folgenden Beziehungen zu denselben Dissonanzen, die beide Partner unglücklich machen können. Es ist ein bisschen wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

 

Was du für eine harmonische und erfüllende Beziehung tun kannst

Gleich vorweg: Wenn du versuchst, dich oder den Partner zu ändern, wirst du vermutlich scheitern. Hast du dir beispielsweise einen vermeintlich starken Partner ausgesucht, dann hat er dich vermutlich deshalb erwählt, weil er sich mit dir an seiner Seite stark fühlt. Solltest du nun versuchen, eine stärkere Position in der Beziehung einzunehmen, wirst du zwangsläufig auf Widerstand stoßen.
Der „Trick“ ist, die jeweiligen Ängste des Partners nicht zu bedienen. Positive Kommunikation ist hier das A und O. Sag deinem schwächeren Partner ruhig, dass er oder sie auch ohne großartiges Zurechtmachen toll aussieht, und lass deinem bindungsängstlichen Partner Freiräume. Wichtiger noch ist ein klares und ehrliches Verhalten. Versteck dein Handy nicht, renn deinem Partner nicht überall hinterher. Lerne selbst, dich zu lieben! Denn nur so erlangst du die Sicherheit, die du für die Umsetzung all dieser scheinbar einfachen Tipps benötigst.

 

So sehen die Konsequenzen aus

Manchmal kann das bedeuten, dass es mit genau diesem Partner nicht weitergehen kann. Viele Menschen müssen erst zu sich selbst finden, die Traumata ihrer Vergangenheit hinter sich lassen (denn jeder würde irgendwann schon einmal auf die ein oder andere Weise verletzt) und sich selbst wieder lieben lernen. Das passiert meist genau nicht in einer Partnerschaft.

Du kannst jedoch beruhigt sein. Auch wenn die meisten Menschen ihr Päckchen mit sich herumtragen, auch wenn du merkst, dein Partner und du befindet euch in dem oben beschriebenen Muster, muss das noch nicht das Aus für eure Beziehung bedeuten. Starte bei dir selbst, und mit etwas Glück wird auch dein Partner dazulernen und sich selbst mehr schätzen lernen.

Liebe Grüße,
Deine Ariane Lehmann