Sobald ein Partner uns verlassen hat oder der Schwarm sich abwendet, nimmt das Gedankenkarussell seinen Lauf. Selbst Menschen, die sich selbst getrennt haben, fragen sich in der Situation, wo der Fehler lag. Das setzt eine ungute Dynamik in Gang. Heute beschreibe ich Dir, warum diese problematisch ist und wie Du sie überwinden kannst.
Eine typische seelische Dynamik nach Trennungen
Du dürftest solche Situationen aus eigener Erfahrung kennen. Man hat die Trennung akzeptiert und nun plagen einen Fragen wie die folgenden: Was habe ich falsch gemacht? Wie hätte ich mich anders aufstellen müssen, um ihm zu gefallen und der Beziehung eine Chance zu geben? Gerade sensible Menschen mit Einfühlungsvermögen suchen das Problem bei sich selbst. Prinzipiell ist es eine sinnvolle Sache, über die eigenen Fehler und Schwächen nachzudenken. Du hast Recht: durch Fehleranalyse kann man sich verbessern. In dem konkreten Fall ist die Suche nach vermeintlichen Fehlern kontraproduktiv. Der Grund liegt auf der Hand: Deine Suche nach Fehlern an Dir selbst fehlt die positive Entwicklungsperspektive.
Du schwelgst schlichtweg in der Vergangenheit. Eine gemeinsame Perspektive mit Deinem Ex, über die Du an der Stelle nachdenkst, gibt es aktuell nicht. Falls Du die Fehler allein bei Dir selbst suchst, verbaust Du Dir die emotionale Offenheit für neue Beziehungen. Du bindest Dich weiter an eine schlechte Erfahrung aus der Vergangenheit. Dieser negative Bezug schränkt neue Möglichkeit von Vornherein ein. Im schlimmsten Fall sorgt das ständige Nachdenken dafür, dass Du Dich selbst noch weiter in Zweifel ziehst. Du fragst Dich, was die Alternative ist?
Menschliche Beziehungen sind keine Mathematik
In Deiner Situation ist es wichtig, zwei Dinge zu begreifen. Mach Dir erstens deutlich, dass eine zwischenmenschliche Beziehung keine mathematische Gleichung ist, die korrekt verrechnet werden muss. Beziehungen können scheitern, ohne dass eine Seite einen Fehler gemacht hat. Das passiert selbst bei Menschen, die optimal zueinander passen. Sie können sich beispielsweise zum falschen Zeitpunkt im Leben getroffen haben. Falls Du dann fieberhaft nach einem Fehler suchst, wirst Du keinen finden.
Es kommt vor, dass beide Partner für sich allein zwei wunderbare Menschen sind, aber die Kombination zwischen ihnen nicht harmoniert. Stell Dir eine Beziehung wie eine Mischung von zwei Chemikalien vor. Bei der richtigen Kombination ergibt sich in toller Verbindung ein neues Drittes. In anderen Fällen ist die Verbindung schwer möglich, toxisch oder explosiv. Nur weil die Verbindung nicht gelingt, muss das nicht bedeuten, dass etwas mit einem der Beteiligten nicht stimmt.
Du musst Dir selbst verzeihen!
Die zweite wichtige Sache, die Du begreifen musst, ist diese. Gesteh Dir Deine Verletzlichkeit ein und verzeih Dir das Scheitern. Es ist mir klar, dass dies in derartigen Situationen nicht leicht ist. Wenn man verlassen wurde, ist man verletzt und will sich eben deshalb nicht als verletzt zeigen. Wir reagieren emotional und wechseln auf die Ebene der rationalen Fehleranalyse, damit wir diese Verletzlichkeit nicht offen eingestehen müssen. Dass wir unsere emotionalen Ängste verbergen und gleichzeitig unverzeihlich mit unseren Fehlern umgehen, hat nicht allein etwas mit Deiner Situation zu tun. Es hängt auch mit der gesellschaftlichen Kultur zusammen. Du fragst Dich, wie man dieses Dilemma überwinden kann?
Mein Tipp: geh offen mit Deiner Verletzlichkeit um!
Ich möchte an dieser Stelle ein Buch von Brené Brown aufgreifen. Die gefragte Sozialwissenschaftlerin und Lebensberaterin hat unter dem Titel „Verletzlichkeit macht stark“ ein Buch veröffentlicht, das sich in Amerika zum Bestseller entwickelt hat. Sie empfiehlt ihren Lesern, sich die eigene Verletzlichkeit einzugestehen, offen mit Fehlern umzugehen und sich diese zu verzeihen. Das mag sich nach einer großen Herausforderung anhören, aber wenn Du damit im Kleinen beginnst, wirst Du die positiven Effekte selbst feststellen.
Ein offener Umgang mit Ängsten und Fehlern trägt dazu bei, dass wir authentisch auftreten und sich das Leben echt anfühlt. Außerdem wirst Du feststellen, wie der offene Umgang mit der eigenen Verletzlichkeit unter Freunden auf Anerkennung stößt. Er wird als Stärke wahrgenommen. Die ungute Dynamik der zwanghaften Suche nach schuldbehafteten Fehlern, wie sie nach Trennungen vorkommt, kannst Du so überwinden.
Liebe Grüße,
Deine Ariane Lehmann
Hinterlasse ein Kommentar