Das der Mensch als ganzheitliches Wesen betrachtet werden muss, ist mittlerweile bekannt. Und doch sind wir noch weit davon entfernt, das komplexe Wesen der “Spezies” Mensch auch nur im Ansatz zu verstehen. Jeder hat verschiedene Gesichter. Je nach Situation zeigen wir das eine oder das andere – ähnlich einer Maske, die wir ablegen und aufsetzen. Die japanische Kultur spricht von drei verschiedenen Gesichtern. Kennst du deine persönlichen Masken? Willkommen auf einer Entdeckungsreise zu dir selbst.

Welche Gesichter haben wir?
Das erste Gesicht ist unsere “Alltagsmaske.” Wir zeigen sie in der Öffentlichkeit, beispielsweise den Kollegen bei der Arbeit oder Leuten im Fitnessstudio. Viele Menschen setzen diese Maske ebenfalls in sozialen Medien auf.
Unsere zweite Maske tragen wir eher im privaten Bereich. Damit treten wir Familie und Freunden gegenüber.
Das dritte und letzte Gesicht zeigen wir dem Menschen, der uns am nächsten ist – nämlich uns selbst. Wenn alle Erwartungen und Ansprüche vergessen sind, können wir unsere ganz persönliche Maske tragen.

Die drei Gesichter – Selbstverleugnung oder Chance?
Moment mal! Unser eigenes Gesicht kommt erst dann zum Vorschein, wenn wir allein mit uns sind? Sind wir also den Tag über nur gute Schauspieler, die ihr wahres Ich verstecken müssen? Nein, dem ist nicht so! Jedes dieser Gesichter erfüllt einen Zweck und ist aus einem guten Grund entstanden. Es ist gut, dass wir sie haben. Durch sie erfahren wir Sicherheit und können uns in verschiedenen Rollen der Gesellschaft zurechtfinden – sie strukturieren sozusagen die Rollenanforderungen und wir füllen diese dann mit Leben. Nicht nur die letzte Maske zeigt also dein wahres Ich – alle drei Gesichter machen dich einzigartig.

Woher kommen die Gesichter?
Ich habe gerade davon gesprochen, dass die verschiedenen Gesichter aus gutem Grund da sind. Kannst Du dir eine Welt vorstellen, in der jeder Mensch nur mit seiner eigenen Maske umherlaufen würde? Ein soziales Zusammenleben würde so sehr schwierig werden. Wir müssen täglich Erwartungen erfüllen – sei es im Job, in der Familie oder als beste Freundin. Das machen wir, um im Umfeld Akzeptanz und Geborgenheit zu erhalten. Dies ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Wer nur seine eigene Maske trägt, wird dieses nur schwerlich befriedigen können. Wir lernen bereits in der Kindheit, dass wir uns anpassen müssen. Das ist okay so – in Wahrheit haben die Menschen nur überlebt, weil sie die anpassungsfähigsten Lebewesen sind. Wir sollten uns anpassen, aber nicht verbiegen. Wenn etwas komplett gegen unsere Wertvorstellungen geht, sollten wir die angepasste Maske ablegen und auch mal Klartext reden. Alles andere macht auf Dauer krank. Hier gilt es die richtige Balance zu finden.

So identifizierst du deine Gesichter
Jedes Gesicht hat seine Daseinsberechtigung. Trotzdem macht es Sinn, dir von Zeit zu Zeit bewusst zu machen, welches Gesicht Du im Alltag wem zeigst. So kannst du gezielt in jedes Gesicht deine eigene, authentische Note einbringen.

Diese Fragen helfen dir bei der Identifizierung.

Das öffentliche Gesicht
–> Welche Rollen spielst du im Leben?
–> Was ist dir an deiner Außendarstellung wichtig?
–> Was würden Menschen bei deiner Arbeit über dich sagen?

Das Gesicht für Freunde, Familie und Partner
–> Was macht dich als Partner, Tochter, Mutter, Vater etc. aus?
–> Wie würdest du dich selbst in diesen Rollen beschreiben?
–> Welchen Teil deiner Persönlichkeit zeigst du nur vertrauen Menschen?

Dein eigenes Gesicht
–> Welche Eigenschaften machen dich ganz persönlich aus?
–> Welche Facetten an dir durfte bisher noch niemand kennenlernen?
–> Welche Dinge gehören ganz dir?

Du bist gut so wie du bist
Immer zu einhundert Prozent authentisch sein, geht also nicht. Andererseits sollte man sich auch treu bleiben und nicht zu sehr verbiegen. Wie bei allem im Leben ist Ausgewogenheit der beste Ratgeber. Genau dieser Mix aus verschiedenen Rollen, Facetten und Masken macht dich zu dem einzigartigen Menschen, der du bist.

Liebe Grüße
Deine Ariane Lehmann