In unserem Leben begegnen uns viele Menschen. Viele kommen und gehen, aber
einige hinterlassen Spuren auf unserer Seele. Unangenehme Begegnungen hinterlassen
manchmal schmerzende Spuren. Der Partner zieht sich ohne Erklärung zurück,
manchmal wird leichtfertig von Scheidung gesprochen oder es gibt immer wieder
Affären. Solche Dinge verletzen.
Menschen, die uns nahe sind, können uns weh tun. Eltern können durch
unbedachte Worte auch ihre erwachsenen Kinder immer wieder verletzen, aus
Achtlosigkeit oder auch, weil sie einfach kein Gespür für die Seele der
anderen haben. Wir alle kennen Momente in unserem Leben, an die wir uns
einfach nicht erinnern wollen, weil dann diese Seelenwunde immer wieder ein
bisschen aufreisst. Es tut dann wieder weh.
Verzeihen und vergeben heißt nicht, dass Du permanent die Schuld bei Dir
suchst und devot um ein „gutes Verhältnis“ bettelst und Dich selbst aufgibst.
Der Dalai Lama sagte: „Verzeihen oder Geduld haben heißt nicht, dass man
immer alles hinnimmt, was andere einem zufügen.“
Versuche das Erlebte zu refklektieren, akzeptiere vor allem, daß
andere Menschen einfach sind, wie sie sind, das kann auch heißen: einfach anders
als Du. Andere Menschen sehen Dich vielleicht auch ganz anders, als Du Dich siehst.
Vielleicht bist Du den Ansprüchen nicht gerecht geworden, die jemand an Dich
stellte oder wolltest das aber auch gar nicht. Vielleicht hast Du
Hoffnungen, die jemand in Dich setzte, nicht erfüllt. Es kann so vieles sein.
Erst wenn Du erkennst, daß auch Andere Erwartungen an Dich haben, die Du
eventuell nie erfüllen kannst oder willst, findest Du Dich selbst.
Nach einer erlittenen Verletzung ins Grübeln zu verfallen, ist der größte
Fehler. Warum es so passierte- diese Frage kann niemand beantworten. Wenn
Du anfängst nach einem Schuldigen zu suchen, wirkt sich das schon auf Deinen
Körper und Deine Gefühlswelt aus, denn Du befasst Dich andauernd mit den
negativen Seiten des Geschehens. Du schwächst Dich dadurch selbst. Wenn Du
sich z.B. dann sagst „DAS verzeihe ich niemals! „, dann geht es gar nicht um
Dich, es geht um den Partner: IHM willst Du eine Lektion erteilen. Dumm nur,
dass er nichts davon weiß. Er weiß womöglich nicht einmal, wie sehr es Dich
verletzt hat, noch ahnt er etwas von dieser „Strafe“. Einzig allein Du
leidest, weinst, schläfst kaum. Dieses Kreisen um das Geschehene raubt Dir
die Energie, die Du für Dich brauchst.
Viele können schon aus Stolz nicht verzeihen. Sie sehen ihre Postion dann
als die richtige an, wenn sie starrsinnig darauf beharren. Würden sie
verzeihen, dann würde es womöglich bedeuten, dass ihre Haltung vorher falsch
war. Dass es Entwicklungen gibt, dass es nicht um Aufgeben von Postionen
geht, dass es um verzeihen und nicht um gutheißen geht – das sehen sie
leider nicht.
Allerdings muß man niemandem verzeihen, der einen absichtlich verletzt hat,
der mit Vorsatz Schwächen ausgenutzt hat oder der aus wirklich niederen
Beweggründen handelt. Bei allen anderen sollte man zumindest einmal darüber
nachdenken. Natürlich ist es auf den ersten Blick sehr schwer
nachzuvollziehen, wenn z.B. ein Elternteil Alkoholiker ist und das Kind
darunter leidet, dann vergeben zu können. Es geht dabei nicht um das
Gutheißen der Taten, es geht um Ihr Seelenleben: Was Dir auch passiert ist
– lerne zu vergeben! Versuch es! Nutze Deine Energie für
Dich !
Schreibe Dir alles von der Seele, in einem Tagebuch oder in einem
Brief. Schreibe einen Brief an die Person, die Dich verletzt hat und
schreibe alles auf was Du sagen willst. Du mußt den Brief niemals
abschicken, aber Du wirst Dich befreit fühlen! Beim Schreiben verarbeitest Du
das Geschehene und in Dir macht sich dann das Gefühl des Vergebens
breit. Laß Wertungen los und vergib um Deiner selbst Willen.
Probiere einmal aus, beim Anzünden einer Kerze zu sagen: „Ich vergebe
Dir und ich verzeihe Dir!“ und achte dann darauf, wie Du Dich in
diesem Moment fühlst. Wiederhole es so oft Du willst und glaubst es
tun zu müssen.
Es gibt eine schöne Geschichte, mit der ich Dich zum Nachdenken bringen
möchte:
Ein Lehrer trug seinen Schülern auf, am nächsten Tag einen Sack voll
Kartoffeln mitzubringen. Er stellte ihnen dann folgende Aufgabe:
Für jeden Menschen, dem sie etwas NICHT verzeihen wollten, was er
ihnen in ihrem Leben angetan hatte, sollten die Schüler eine möglichst
große Kartoffel wählen, auf diese dessen Namen schreiben und die
Kartoffel in den Sack legen. (Stellen Sie sich jetzt bitte
vor, wieviele Kartoffeln von welcher Größe das bei Ihnen wären! )
Nun sollten sie diesen Sack Kartoffeln eine Woche lang bei sich haben,
überall und immerzu. So wurde den Schülern klar, wie groß die Last ist, die
man mit sich herumträgt, wenn man einem anderen nicht verzeiht und wie
belastend es ist, an Kränkungen und Groll festzuhalten. Und wie groß ist
diese Last bei Ihnen? Vergeben Sie und lassen Sie vor allem den Schmerz los.
Es ist nicht einfach, aber machbar.
Und bedenke: Du tust es für Dich, zwar nicht nur – aber in erster Linie.
Vielleicht wartet der Andere nur auf ein Zeichen vonDir, dann ist die
Erleichterung natürlich doppelt groß!
Dann kann etwas neu entstehen, was nie zu Ende ging.
Sei gut zu Dir! Verzeihe, wenn es möglich ist!
Beste Grüsse
Ariane Lehmann
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