“Wir sind wie eine Familie!”- diesen Satz hast Du bestimmt schon mal
gehört. Meistens geht es darum, dass der Zusammenhalt in einer Gruppe
beschrieben wird. Es klingt erstmal wirklich schön, denn wer möchte sich
nicht in einer Familie aufgehoben fühlen?

Familie steht für unbedingte Rückendeckung, für Achtung und Vertrauen, für
gemeinsames Kämpfen und Zusammenhalt. Das ist das Ideal, das ist das, was
wir zunächst mit diesem suggestiven Begriff verbinden.

Allerdings gibt es auch die andere Seite der “Familie”: Da werden Mitglieder
unterdrückt, oder ein Streit wird wirklich bis aufs Messer geführt, da
werden aus egoistischen Motiven heraus Beziehungen untersagt oder gar
zerstört. Väter dürfen ihre Kinder nicht sehen, Mütter werden ausgenutzt und
bleiben allein zurück, Kinder bekommen keine Anerkennung. Auch das ist
Familie.

“Wir sind wie eine Familie!”- welchen Teil also meinte Derjenige, als er
dieses große Wort aussprach?
Wie agierte denn die Gemeinschaft, wie handelte das “Oberhaupt”? War der
Familiengedanke nur da, solange es passte? Solange man sich in den Erfolgen
der anderen sonnen konnte, solange sie nützlich waren, sie einem das Leben
schön machten? Und als es nicht mehr problemlos war, als es Differenzen gab-
wie war es da? Bei diesen Fragen wird einem schnell klar: “Wir sind wie eine
Familie” soll ein positives Gefühl suggerieren und bringt die negative Seite
aber auch mit. Oft ist es so, dass dieses “Wir sind wie eine Familie” nur heißt:
Ich werde von Dir profitieren. Natürlich werde ich Dich auch unterstützen
und Dir helfen, aber nur solange, wie es mir etwas bringt. Diese Erkenntnis
ist bitter. Aber wahrscheinlich haben es viele schon erlebt und trauen sich
nur nicht, diesen Gedanken so klar zu formulieren.

Solche Schlußfolgerungen haben bei aller Bitterkeit aber auch etwas Gutes:
Sie lassen uns genauer hinsehen. Warum ruft einer immerzu, dass wir wie eine
“Familie” sind? Warum wird immerzu das “Wir” beschworen? Warum wird auf die
Befindlichkeit des Einzelnen nicht eingegangen? Weil es darum eben nicht
geht! Individualismus ist nicht gefragt, eine eigene Meinung auch nicht und
vor allem kein Hinterfragen der Beweggründe. Es soll eine durchaus
begeisterte, aber eben widerspruchslose “Familie” sein. Wer das will, wer
einfach nur hinterher trotten will, wer es dem “Chef” schön machen will, der
ist bei diesen “Wir-Rufern” richtig. Wer aber einmal in sich diesen
Widerstand gespürt hat, wer sich über Ungerechtigkeit aufregt, wer dagegen
angeht, wer eine eigene Meinung hat- der wird damit immer wieder ein Problem
haben.

In diesen schweren Zeiten liegt es an uns selbst, wer wir sein wollen. Die
Zeiten ändern sich, aber geh trotzdem weiter, aufrecht und mutiger als
zuvor. Gib nicht auf, denn es gibt sie noch, diese “Familien” beruflich und
privat, wo Du Dich wohlfühlen kannst. Das ist meist dort, wo sich ein
Zusammenhalt wortlos ergibt. Wo man, ohne große Reden, weiß, dass man sich
auf den anderen jederzeit verlassen kann. Wo Worte nicht Schall und Rauch sind,
sondern Zusammenhalt, Entschlossenheit, Achtung und Wertschätzung wirklich
vorhanden sind. Wo es auch Diskussionen gibt, wo aber immer der Respekt eine
wesentliche Rolle spielt.

Verbittere nicht, weil Enttäuschungen der Vergangenheit Dich quälten oder
Deine Schwächen ausgenutzt worden sind, um Dich fertig zu machen. Diese
Erfahrungen tun sehr weh, aber Du wirst aus der Distanz erkennen, dass
diese “Familien” im Ganzen so schwach sind wie jedes einzelne Mitglied, denn
idenen fehlen Werte. Innere Werte. Sie sind nur auf den schönen Schein
bedacht, der aber die Kehrseite mit Einsamkeit und Unzufriedenheit beeinhaltet.

Mach Dir deutlich, wie wichtig Deine Freiheit ist. Auch die Macht der
freien Entscheidungen und freien Gedanken. Vergiss nicht: Du hast
immer die Wahl, welche Art Mensch Du sein willst. Befreie Dich von den
falschen Ansprüchen und Erwartungen anderer, entscheide selbst was Du willst!

Schwierige Momente geben Dir neben den Lehren, die Du ziehst, auch die
Entscheidung in die Hand, was für Dich wichtig ist. Tief in Dir, egal,
welches Gesicht Du der Welt präsentierst, egal welche Schmerzen Du
versteckst, welche Kämpfe Du durchgemacht hast, Du kennst Deinen Wert!

Du weißt, was Du leisten kannst, Du weißt, wer Du bist, wer Du immer
sein wirst und Du hast die Wahl: Du kannst Dich im Schatten verstecken
oder Du kannst im Licht stehen.

Entscheide Dich JETZT und vergessen niemals, ALLES was Du tust und
aussendest, kehrt zu Dir zurück!

Gehe aufeinander zu, vergib, denn Du bist auch nicht fehlerfrei.
Vergiss was war und wirf den alten Ballast auf den Müll.

Entscheide Dich für das, was Dir gut tut und mache
Deinen Frieden mit Dir selbst und der Aussenwelt. Denn je zufriedener
Du bist, umso mehr zeigt sich diese Zufriedenheit in Deiner Umgebung.

Beste Grüße
Ariane Lehmann